Mangelgefühle

Liebe Freunde und Freundinnen,
ich hoffe, dass Euch mein Wegbegleiter bei guter Gesundheit, guter Laune und
wenig Mangelgefühl erreicht!

Mit herbstlichem Metta Eure Ursula aus Wien

Fragen: Wie äußern sich Mangelgefühle?

Wo stammen sie her?

Durch welchen Anlass kommen sie zur Wirkung?

Welche Verbindung haben sie zu Illusion und Selbsttäuschung?

Welche Verbindung haben sie zu Gier und Hass?

Die heutige gesellschaftliche Einstellung zu Mangel und Mangelgefühlen ist eine
Art von Bedauern und dem Versuch, Abhilfe zu schaffen. Mangelgefühl wird als
berechtigte Forderung nach Wunscherfüllung angesehen.

Wo die Grundbedürfnisse für ein Menschen würdiges Leben nicht vorhanden sind,
ist dem Mangel an diesen Dingen selbstverständlich nach Möglichkeit abzuhelfen.
Selbst der Buddha, der auf alle Bequemlichkeit verzichtete, hat sich und seinen
Mönchen Essen, einen Schlafplatz, Roben und Medizin zugestanden.

An diesen Dingen fehlt es nur wenigen Menschen in unseren westlichen
europäischen Ländern und es gehört zur gesellschaftlichen und staatlichen Form,
dass diese Menschen mit dem Nötigsten versorgt werden.

Aber was ist der bohrende Mangel, an dem so viele Personen leiden?

Fragen wir uns selber:

„Kann ich meine Mangelgefühle klar sehen und benennen?“

„Sind es bestimmte Wünsche und Vorstellungen, die ich erfüllt haben möchte?“

„Vergleiche ich mich, mein Können und meinen Besitz mit anderen?“

„Fühle ich Ärger und Neid, dass andere mehr haben als ich?“

„Halte ich meine Wünsche für unerfüllbar – und leide ich deswegen?“

MANGEL – Wie könnten sich diese Defizite bei mir ausdrücken?

Aus Gier? „das wünsche ich mir – andere haben es, warum nicht Ich?“

“ Ich brauche es, ohne dieses bin ich unglücklich.“

“ Es ist eine Notwendigkeit für mich – ich fühle mich

benachteiligt“

Groll? „Es ist ungerecht, dass andere es besser haben!“

Neid und Missgunst erzeugen Ablehnung.

Verblendung? „Was ich mir wünsche steht mir auch zu.“

„Das wurde mir alles versprochen, ich verlange die Erfüllung.“

Selbsthass? „Ich mache es nicht richtig.“ „Ich bin nicht gut genug.“

„Ich fühle mich ungenügend, minderwertig.“

„Ich werde von anderen ausgeschlossen.“

„Ich werde nicht geachtet, mein Können wird nicht bestätigt.“

„Ich bin anders als andere, nicht liebenswert.“

Warum halte ich an diesen Ideen fest?

Wenn ich sie eifrig pflege, kann ich sie sogar zu meiner Ideologie machen!

MANGELGEFÜHL DURCH VERLUST

Wenn wir etwas Schönes, Erfreuliches als Besitz, als MEIN, erlebt haben und
müssen aus irgend einem Grund darauf verzichten, dann fehlt uns etwas. Es mag
uns wie ein Vakuum vorkommen, das durch den Verlust entstanden ist, wie ein
Loch, das aufgefüllt werden müsste. Mit dieser Vorstellung verfangen wir uns
wieder im Mangelgefühl.

Wenn uns ein geliebter Mensch verlässt, sei es durch Tod oder durch seine
Entscheidung, so kommt natürlicherweise Trauer auf. Alles, was wir mit diesem
Menschen erlebten, die ganze gemeinsame Zeit, erhält durch den Mangel größere
Bedeutung. – Je realistischer wir uns diese Zeit vor Augen führen, für das Gute
in der Beziehung danken und das Schwierige als erfüllte oder unerledigte
Aufgaben akzeptieren, umso besser können wir den Verlust verkraften.

Fragen wir uns selber:

„Wie gehe ich mit Verlust um?“

„Will ich das Verlorene unbedingt wiederhaben?“

„Kann ich den Gedanken der Unwiederbringlichkeit nicht ertragen?“

„Kann ich meinen Verlust-Schmerz akzeptieren?“

„Will ich das Gesetz der Vergänglichkeit nicht anerkennen?“

KRÄNKUNG UND VERLETZUNG ALS MANGELGEFÜHL

Dahinter steht der starke Wunsch, das durch die Verletzung entstandene

Defizit aufzufüllen.

Solange die Wunde der Verletzung durch die gedankliche Beschäftigung

offen gehalten wird, kann sie nicht heilen. Daher wird sich auch das

Defizit-Gefühl nicht ändern!

Es können von außen oder durch eigenes Können so viele Angebote kommen, wie es
will, – das Mangelgefühl bleibt als Gefühl.

Fragen wir uns selber:

„Empfinde ich Kränkung als Mangel an Liebe?“

„Leide ich immer noch an alten Verletzungen?“

„Leide ich an meinem Selbstmitleid?“

„Grüble ich viel über Angst, Schuld und mir angetanes Leid?“

„Pflege ich diese Gedanken wie eine unheilbare Krankheit?“

„Will ich das Gesetz der Unvollkommenheit nicht anerkennen?“

HEILUNG IST MÖGLICH

Dadurch, dass man der Wunde, der Verletzung, dem Mangelgefühl — Mitgefühl
zukommen lässt. Wunsch, Ablehnung und Festhalten verstehen – und gütig als
menschliche Eigenschaft annehmen. Aber weise erkennen, dass es nicht um das
Ausfüllen des Mangelloches geht, sondern um Zulassen und Loslassen!

Wirklicher Mangel zeigt sich nur im Fehlen der Grundbedürfnisse.

Alles andere ist Illusion; Verblendung, falsche Glücksuche.

Mein Wunsch: Mögen wir an unseren Mangelgefühlen nicht wie an Kostbarkeiten
festhalten – mögen wir zufrieden und glücklich sein! Eure Ursula

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